Flossenbürg. Europa, ein abstraktes und versagendes Gebilde oder eine Herzensangelegenheit zum Wohl vieler Nationen? Die Frage rückte am Sonntag beim „Paneuropäischen Picknick“ in den Mittelpunkt, und das im wortwörtlichen Sinn.
Den Mittelpunkt Mitteleuropas im Flossenbürger Ortsteil Hildweinsreuth hatte der Kreisverband Neustadt-Weiden für die Zusammenkunft ausgewählt. Mehr als 50 Gäste folgten dem Ruf der Vorsitzenden Birgit Trottmann und ihres Stellvertreters MdL Dr. Stephan Oetzinger. Franz Rosner hatte das Mittelpunkt-Gelände mit großem Aufwand in eine Wohlfühllandschaft verwandelt, und das trotz der eher kühlen Temperatur.
Die Kälte an dem Vormittag ließ der Landtagsabgeordnete Dr. Gerhard Hopp schnell vergessen. Der gebürtige Chamer spannte einen faszinierenden Bogen über die eigene Kindheit an der bayerisch-tschechischen Grenze und die Öffnung des Eisernen Vorhangs hin zur aktuellen Situation: „Besonders die an der Schnittstelle lebenden Menschen wissen, wie wichtig das Miteinander ist. Leider funktioniert aber nicht alles so gut, wie es sein sollte.“
Als Beispiel führte Hopp die Sprache ins Feld. Es brauche eine Offensive um die gegenseitige Verständigung auf ein besseres Niveau zu bringen. Sich ausdrücken zu können müsse nicht perfekt sein: „Aber wenigstens etwas unterhalten sollten wir uns schon können. Die Menschen in Tschechien dürfen wir nicht nur als Arbeitskräfte sehen. Es sind unsere Nachbarn.“
Der Verlauf der Pandemie habe das wünschenswerte Miteinander und das Europa ohne Grenzen ebenfalls behindert. Der Egoismus der Nationalstaaten schürte Ängste und Vorurteile: „Populisten hören damit auch jetzt nicht auf. Treten wir ihnen als überzeugte Europäer entgegen.“
Hopp erinnerte in dem Zusammenhang an das sogenannte „Zwölf-Punkte-Programm“. Erarbeitet wurde es von ihm, vom ebenfalls zum Mittelpunkt gekommenen Landtagskollegen Oetzinger und vom Europaabgeordneten Christian Doleschal. Die aufgestellten Forderungen sollen zu einem besseren Miteinander der Menschen in den beiden Ländern beitragen: „Europa ist aber noch viel größer. Der Staatenbund ist noch lange nicht perfekt, genauso aber alternativlos.“
Beifall der Gäste, unter ihnen die Bayreuther Intendantin des „Festivals junger Künstler“ Dr. Sissy Thammer, galt auch den Worten von Bürgermeister Thomas Meiler. Der Mittelpunkt-Hausherr forderte dazu auf, sich die Vorteile Europas öfter ins Bewusstsein zu holen. Gerhard Hermann vom bayerischen Landesverband erinnerte an wichtige Paneuropa-Termine.
Glänzend aufgelegt präsentierte sich an dem Vormittag die „Blaskapell’n Flossenbürg“. Unter der Leitung von Franz Völkl stimmten die Musikanten unter anderem die Europahymne „Ode an die Freude“ an. Um das leibliche Wohl kümmerte sich der Neustädter Martin Holzer mit Weißwürsten und Brezen.